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Erfolgsprinzip „Stärken“ – am Beispiel des Pinguins

„Der Pinguin – was für ein armes Würstchen?!“.  

Siehe Kurzfilm > Die Stärken des Pinguins

Im Rahmen des gesellschaftlichen Funktionssystems der „sozialen Hilfe“ gehören zum Geschäfts- bzw. Interventionsfeld vieler sozialer Organisationen (hier z. B. Arbeitsagenturen, Jobcenter, Arbeitsmarktdienstleister …) menschliche Schwächen / Hemmnisse.

Dabei wäre es viel sinnvoller und volkswirtschaflich effizienter, sich auf die Menschenstärken zu konzentrieren, statt Schwächen zu profilen und an ihnen langwierig und aufwendig herumzudoktern! Denn jeder Mensch kann etwas, was gebraucht wird. So kann jeder Mensch gesellschaftlich teilhaben und daraus ein selbstbestimmtes Leben gestalten. Eine Inklusionsstrategie „der Sozialen Hilfe“, die sich (fast) nur an Defiziten / Hemmnissen orientiert ist auf dem Auge  der Stärken bzw. der Selbstbemächtigung von Menschen völlig blind. Sie bietet unter Umständen Hilfe dort an, wo eigentlich keine Hilfe notwendig ist, da sie die Menschenstärken sowie die Möglichkeiten der Selbsthilfe ausblendet oder überdeckt.

Es entsteht der Verdacht,

  • dass das soziales Helfen eher der Finanzierung der helfenden Organisationen als den Adressaten dient (Motivverdacht);

  • dass soziale Hilfe, in dem Moment, in dem sie gewährt wird, uneffizient wird, weil die Potentiale der Selbsthilfe / Selbstbehebung eher verschüttet als gefördert werden (Effizienzverdacht);

  • dass das soziales Helfen über die Markierung der Hilfsbedürftigkeit die Wahrscheinlichkeit signifikant erhöht, dass diejenigen dauerhaft hilfsbedürftig bleiben, denen geholfen wird (Stigmatisierungsverdacht / self-fulfilling prophecy).

Henryk Cichowski (Sozialwissenschaftler)

Mit anderen Worten:
o Soziale Hilfe (wenn sie denn erfoderlich ist) sollte sich immer überflüssig machen!
o Man hilft den Menschen nicht, wenn man für sie tut, was sie selber tun können!
o Die Etikettierung der Hilfsbedürftigkeit produziert Hilfsbedürftige!
o Modernes Human Resource Management (Empowerment) orientiert sich an den Ressourcen / Stärken bzw. der Selbstbemächtigung und nicht an den Defiziten / Hemmnissen von Menschen. Alles andere ist wenig effektiv, dazu noch kostenintensiv und nicht zielführend.

HR-Management bzw. Soziale Diensleistungsinteraktion in diesem Sinne folgt nicht etwa dem Handlungsprinzip einer Reparaturwerkstatt (suchen und reparieren von Schwachstellen), sondern ist systemisches Kommunikationsmanagement von menschlichen Stärken im Hinblick auf den Anschluss an betriebliche bzw. organisationelle Stärken (Strukturen).

Anschluss. Es geht darum, Operationen (Kommunikation) anzustoßen, um Stärken auszuloten (denn jeder kann etwas / hat Stärken), Ziele (im Stärkenkontext) zu formulieren und passende Verbindungen bzw. Verwendungsmöglichkeiten der Stärken in systemischen Kontexten der Wirtschaft zu finden (denn jede Stärke wird gebraucht) und zu entwickeln.

„Mache es wie der Pinguin – finde dein Element und tue einfach, was du kannst“. (Volition) Alles andere wird dann für sich selber sorgen.


So wird Langzeitarbeitslosigkeit zum gesellschaftlichen Randphänomen.

Die „Hilfe“ und die „Nichthilfe“ sind die beiden Seiten der gleichen Medaille des Systems „Sozialhilfe„. Die „soziale Hilfe“ als Funktionssystem der Gesellschaft sollte nur da helfen, wo es tatsächlich notwendig ist und eben da bewusst nicht helfen, wo es nicht notwendig ist.

Dazu gehört ferner, dass Organisationen und Akteure der „sozialen Hilfe“ (hier insbesondere der Arbeitsmarktintegration) dazu in der Lage sind bzw. sich so organisieren, dass sie sich selbst überflüssig machen können.

Denn der, der Hilfe anbietet, schafft damit möglicherweise Situationen, in denen das Eintreten in die Hilfsbedürftigkeit oder die Aufrechterhaltung der Hilfsbedürftigkeit attraktiver bzw. aussichtsreicher ist als Eigenanstrengung, Selbstbemächtigung und Selbstbehebung.

„Man hilft den Menschen nicht, wenn man für sie tut, was sie selber tun können“. Man schadet sogar! So werden die Stärkenpotentiale von Menschen in der Gesellschaft überdeckt oder gar gänzlich vernichtet. Eine solche Hilfepraxis ist ungerecht gegenüber der Solidargemeinschaft und belastet die Staatskasse extrem.

Wer Hilfe anbietet, sollte auch die Nichthilfe in Betracht ziehen. Wer in erster Linie Defizite und Hemmnisse lokalisieren will, läuft Gefahr, Menschenstärken und Selbstheilungskräfte sowie gesellschaftliche Teilhabechancen auszublenden und damit für lange Zeit oder für immer Arbeitskraftpotenzial zu vernichten. Das gilt es, zu vermeiden (Soziale Gerechtigkeit).