Filter im Kopf – Selektive Wahrnehmung
Filter im Kopf – Selektion
„Was nicht passt, wird passend gemacht“.
Je nach Perspektive, Vorlieben oder Sympathie: Mein Freund sagt natürlich immer die Wahrheit, mein Feind lügt natürlich prinzipiell.
Das menschliche Handeln wird geprägt durch unsere Haltung (Einstellungen, Bewertungen, Perspektiven und (Vor)Urteile) Dingen, Personen oder Situationen gegenüber.
So nimmt man in der Regel – je nach Haltung oder Interesse – das wahr, was man auch mag, gerne sehen bzw. hören will oder was einem gerade nützt oder passt. Anderes wird oft ausgeblendet.
Wir suchen dabei nach bekannten Mustern, denn dies lassen sich leichter und schneller bekannten Informationen zuordnen. Diese Aufmerksamkeitsblindheit (selektive Wahrnehmung) ist ein reiner Schutzmechanismus. Ohne ihn würden wir auch die Informationsfülle, die täglich auf uns einprasselt, gar nicht verarbeiten können und vielleicht verrückt werden.
Das Phänomen der selektiven Wahrnehmung ist eben nicht nur ein visuelles, sondern auch ein kognitives.
Die große Gefahr liegt darin, dass man dabei immer nur die schon vorhandenen Urteile und Vorstellungen bestätigt und auch falsche Schlussfolgerungen nicht mehr überprüft.
Selbst neue Erfahrungen oder Erkenntnisse, die den Stereotypen widersprechen, versuchen wir so lange zu interpretieren (oder zu bekämpfen), bis sie uns nicht länger stören, Motto: Was nicht passt, wird passend gemacht
Selektive Wahrnehmung bedeutet also, dass nur einem kleinen Teil der Reize und Informationen, denen Menschen ausgesetzt sind, ihre Aufmerksamkeit geschenkt wird.
Ein „Wahrnehmungsfilter“ (Selektion) sorgt dafür, dass die tatsächlich wahrgenommenen Informationen stets geringer sind als die angebotenen.
Dabei spielen insbesondere Bedürfnisse, Bestätigungsfehler, Einstellungen, Erfahrungen, das Gesetz der Anziehung, Interessen, Kenntnisse, Reizfilterung, selbsterfüllende Prophezeiung oder der Self-Reference-Effekt eine große Rolle.
Bedürfnisse: Wer beispielsweise Hunger hat, nimmt eher Lebensmittel wahr als andere Menschen. Wer einen Brief absenden will, sieht plötzlich unterwegs einen Briefkasten, der ihm zuvor nicht aufgefallen ist.
Bestätigungsfehler sind die Neigung, Informationen so auszuwählen, zu ermitteln und zu interpretieren, dass diese die eigenen Erwartungen erfüllen (bestätigen). Ansichten und Meinungen verfestigen sich immer mehr, gegenteilige Wahrnehmungen werden ausgeblendet.
Einstellungen wie Optimismus oder Pessimismus: Der Optimist erkennt eher Situationen, die seine positive Haltung bestärken, dem Pessimisten fallen tendenziell die seine negative Haltung bestätigenden Situationen auf. Wer Sauberkeit besonders schätzt, dem wird ein kleiner Fleck auf der eigenen oder fremden Kleidung eher auffallen.
Erfahrungen beeinflussen die Wahrnehmung dadurch, dass neue Wahrnehmungen, die mit positiven Erfahrungen der Vergangenheit assoziiert werden können, eher verarbeitet werden als mit negativen Erfahrungen verbundene.
Das Gesetz der Anziehung geht von der Annahme aus, dass Gleiches sich mit Gleichem gesellt. Der Mensch sieht nur das, was er kennt und was in sein Selbstbild passt. Ob es um Arbeitsverhältnisse, Bekanntschaften oder Freundschaften geht, jeder nimmt nur das wahr und zieht genau das an sich, was er aussendet.
Interessen (Ziele): Wer beispielsweise ein berufliches Problem hat und darüber Fachliteratur studiert, wird diese lediglich „überfliegen“ und seine Aufmerksamkeit auf Stichworte konzentrieren, die mit der Lösung seines Problems zusammenhängen.
Kenntnisse: Ein Kriminalbeamter beobachtet im Privatleben zufällige kriminelle Vorkommnisse mit höherer Aufmerksamkeit als andere Bürger. Er beobachtet stärker Täter, Tatopfer, Tathergang und Tatmittel, weil seine beruflichen Kenntnisse ihm nahelegen, genauer hinzuschauen.
Reizfilterung bewirkt fokussierte Aufmerksamkeit. Menschen mit Über- und Untersensibilitäten haben es schwer, ihre Aufmerksamkeit angemessen auszurichten.
Selbsterfüllende Prophezeiung (self fullfilling prophecy): Bestätigungsfehler können dazu führen, dass jemand unbewusst dazu beiträgt, dass die eigenen Erwartungen tatsächlich eintreten.
Der Self-Reference-Effekt lässt Personen sich an jene Ereignisse besser erinnern, die in Bezug zum eigenen Selbstkonzept. Damit kann das Selbstkonzept die selektive Wahrnehmung beeinflussen.
Diese Kriterien haben zur Folge, dass dieselbe Information oder derselbe Reiz durch mehrere Personen sehr unterschiedlich wahrgenommen wird.
Selektive Wahrnehmung kann auch durch Bahnung (priming) oder Framing („Einrahmen“) hervorgerufen werden.
Auszüge aus: Wikipedia.