Kooperative Intelligenz – Erfolgsgeheimnis der Evolution
Kooperative Intelligenz
Das Erfolgsgeheimnis der Evolution – „kooperieren lohnt sich“
Martin Nowak, ein weltweit führender Experte im Bereich Evolution und Spieltheorie, erklärt warum Kooperation (i. S. von Reziprozität) – und nicht Egoismus – der Schlüssel zum Spiel des Lebens ist.
Im Überlebenskampf treibt uns das Streben nach Erfolg an. Wir alle wollen gewinnen. Selbst unsere Gene, so heißt es, seien egoistisch. Aber Konkurrenz erzählt nicht die ganze Geschichte der Biologie.
Etwas Grundlegendes fehlt. Um zu überleben, betreiben die Geschöpfe jeder Spezies und auf jeder Stufe der Komplexität auch Kooperation. In der menschlichen Gesellschaft ist Kooperation sogar allgegenwärtig. Selbst einfachste Abläufe bestehen aus mehr Zusammenarbeit, als man meinen könnte. Dabei beschränkt sich Kooperation nicht darauf, auf ein gemeinsames Ziel hinzuarbeiten. Kooperation bedeutet darüber hinaus, dass Menschen, die potenziell Konkurrenten sind, stattdessen beschließen, einander zu helfen. „Kooperative Intelligenz“ entschlüsselt das Rätsel, wie es dazu kommt und warum auf lange Sicht Kooperation immer gewinnt. Es erweitert unser Verständnis von Evolution und Solidarität.
Survival_of_the_Fittest heißt ja nicht „Überleben der Stärkeren“, sondern derjenigen, die am besten (körperlich/geistig/sozial) angepasst sind an die Anforderungen ihrer Umgebung, sei es in der Natur, sei es im sozio-kulturellen Umfeld. Was sich beim „Kampf ums Dasein“ (struggle for life) bewährt hat, bleibt erhalten, was nicht wird entsprechend den Anforderungen weiterentwickelt. Die Herausforderungen ergeben sich aus den Besonderheiten der realen natürlichen bzw. materiellen Gegebenheiten sowie den sozialen, kulturellen bzw. zivilisatorischen Begebenheiten, Ereignissen und Problemstellungen des menschlichen Zusammenlebens (Natur– Geist – Beziehung / Interaktion / Identität, Glaube und Sinn.)
Wenn man diesen Daseinskampf geschichtlich verfolgt, dann kann man am meisten aus den Anpassungsstrategien auf Umgebungs- und Problemanforderungen lernen, die sich in der Geschichte der Menscheit nicht geändert haben. Geschichtlich bedeutsam ist das, was sich nicht ändert.
So sollte man auch die Vergangenheit zur Lösung von Problemen und Konfliktsituationen betrachten. Sie helfen oftmals mehr für die Vorhersage zukünftiger Ereignisse, als statistische Hochrechnungen. Die historischen Erfahrungen sind so wichtige Ratgeber bei der Einschätzung von Zukunftsentwicklungen und realitätstauglichen Anpassungsstrategien.