Positive Psychologie – die Wissenschaft des gelingenden Lebens
Stärkenansatz – statt Defizitblickwinkel
Der Stärkenansatz und der Defizitansatz sind zwei unterschiedliche Konzepte in der Psychologie / Sozialpsychologie, die sich auf unterschiedliche Aspekte von Menschen konzentrieren.
Der Stärkenansatz konzentriert sich auf die Stärken und Ressourcen einer Person. Er geht davon aus, dass jeder Mensch eine einzigartige Kombination von Stärken und Fähigkeiten besitzt, die genutzt werden können, um Herausforderungen zu bewältigen und positive Veränderungen zu erreichen bzw. ein erfülltes und souveränes Leben zu führen. Der Fokus liegt auf dem Potenzial einer Person und darauf, wie man ihre Stärken nutzen kann, um ihre Lebensqualität zu verbessern.
Im Gegensatz dazu konzentriert sich der Defizitansatz auf die Defizite und Probleme einer Person. Er geht davon aus, dass die meisten menschlichen Probleme auf Defizite oder Schwächen zurückzuführen sind, die gelöst werden müssen, um positive Veränderungen zu erreichen. Der Fokus liegt auf der Identifizierung von Schwächen und Problemen und darauf, wie man sie beheben kann, um negative Auswirkungen zu minimieren.
Ein wichtiger Unterschied zwischen beiden Ansätzen ist, dass der Stärkenansatz auf eine positive und aufbauende Sichtweise ausgerichtet ist, während der Defizitansatz eher auf eine defizitorientierte Sichtweise fokussiert ist. Der Stärkenansatz betont die Potenziale und Möglichkeiten einer Person und setzt an ihren Stärken an, während der Defizitansatz eher die Grenzen und Probleme einer Person in den Vordergrund stellt. Dabei werden Menschen, z. B. in der deutschen arbeitsmarktpolitischen Praxis, in negative Kategorien wie „marktfern“ oder „mit multiplen Defiziten behaftet“ klassifiziert. Diese, auf dem Defizitansatz aufbauende Praxis der Arbeitsmarktintegration, ist wenig effektiv und zudem extrem ineffizient und sehr teuer. Warum das nicht geändert wird, lässt sich nur im systematischen Zusammenhang erklären.
Empowerment – statt Defizitorientierung und Stigmatisierung (erlernte Hilflosigkeit)
Das Konzept der „menschlichen Stärken“ korrespondiert mit dem Empowermentansatz. Empowerment bezieht sich auf den Prozess, bei dem Individuen oder Gruppen ermächtigt werden, ihre Fähigkeiten, ihr Wissen und ihre Ressourcen zu nutzen, um ihre Situation zu verbessern und positive Veränderungen zu erreichen. Das Ziel des Empowerments ist es, Menschen in die Lage zu versetzen, ihre eigenen Bedürfnisse zu erkennen, ihre Fähigkeiten und Ressourcen zu nutzen, um ihre Ziele zu erreichen, und ihre Lebensqualität zu verbessern.
Empowerment kann auf verschiedenen Ebenen stattfinden, von der individuellen Ebene bis hin zur Gemeinde- oder Gesellschaftsebene. Auf der individuellen Ebene kann Empowerment durch Bildung, Training und persönliche Entwicklung erreicht werden, um das Selbstvertrauen und die Fähigkeiten einer Person zu stärken. Auf der Gemeindeebene kann Empowerment durch die Mobilisierung von Ressourcen und den Aufbau von Netzwerken erreicht werden, um die Zusammenarbeit und den Zusammenhalt innerhalb der Gemeinschaft zu stärken und gemeinsame Ziele zu erreichen.
Empowerment beinhaltet auch eine Veränderung der Machtverhältnisse, indem Menschen befähigt werden, an Entscheidungen zu partizipieren und ihre Interessen und Bedürfnisse zu artikulieren. Empowerment kann daher auch als ein politischer Prozess betrachtet werden, bei dem die Beteiligung und die Teilhabe an Entscheidungsprozessen (Selbstbestimmung statt Fremdsteuerung) gefördert werden, um die Rechte und Interessen von Individuen und Gruppen zu schützen und zu fördern.
Insgesamt zielt Empowerment darauf ab, Menschen zu ermächtigen, ihre eigenen Probleme zu lösen und ihre eigene Zukunft zu gestalten, anstatt von anderen abhängig zu sein. Empowerment kann daher als ein wichtiger Faktor für die Förderung von Selbstbestimmung, Gerechtigkeit und sozialer Teilhabe betrachtet werden.
Positive Pschologie / Sozialpsychologie
Positive Psychologie ist die Wissenschaft dessen, was Individuen, Organisationen und Gesellschaften dazu befähigt, sich bestmöglich zu entwickeln und aufzublühen (flourish).
Positive Psychologie ist daher die Wissenschaft des gelingenden Lebens. Im Zentrum stehen menschliche Ressourcen, Stärken und Potenziale sowie das Wohlbefinden des Menschen.
Die Positive Psychologie greift zentrale Fragen des Lebens nicht vom Defizit oder vom Problem her auf, sondern fragt danach, was uns gesund hält, was zufrieden macht und dem Zusammenleben förderlich ist (Stärken).
Elemente des gelingenden Lebens
Seligman hat diejenigen Faktoren, welche zum subjektiven Wohlbefinden beitragen, im so genannten PERMA-Schema zusammengefasst.
Die Abkürzung PERMA steht für Positive Emotions, Engagement, Relationship, Meaning und Accomplishment, also Positive Emotionen, Engagement, soziale Beziehungen, Sinnerleben und Leistung.
P wie „Positive Emotions“ bzw. positive Gefühle, Emotionen: Menschen brauchen positive emotionale Erfahrungen. Positive Emotionen regulieren unser gesamtes Stresssystem hinunter, sie beruhigen. D. h. sie helfen, auch in schwierigen Situationen Gelassenheit und Zuversicht zu finden.
E wie Engagement: Menschen wollen sich engagieren, wollen etwas bewirken. Engagement kann zu Flow führen; Menschen können sich „verlieren“, die Zeit vergessen, wenn sie sich für eine Sache richtig einsetzen. Engagement gibt im Rückblick ein Gefühl der Befriedigung oder Zufriedenheit – oft auch verbunden mit einer gewissen wohltuenden Müdigkeit.
R wie „Positive Relations“ bzw. positive Beziehungen: Menschen sind auf soziale Kontakte angewiesen, wir brauchen einander, sind auf Kooperation angelegt. Gelingende Beziehungen sind elementar für unser Wohlbefinden, für unsere Gesundheit.
M wie „Meaning“ bzw. Sinn oder Sinnhaftigkeit: Menschen suchen in ihrem Leben Sinn. Die Frage nach Sinn hat immer wieder auch damit zu tun, nach etwas Grösserem als dem Ich zu suchen, nach etwas, zu dem ich gehöre oder dem ich dienen kann.
A wie „Achievement“ = Vollbringung, Zustandebringen, Schaffung oder „Accomplishment“ = Vollendung, Zielerreichung meint auch Erfolg: Menschen möchten etwas erreichen, eine Anstrengung auf sich nehmen um ein höheres Ziel zu erreichen. Aus: uni-trier.de/fileadmin/fb1/prof/PAD/BW2/Berend/Grundlagen_Positive_Psychologie_01.pdf
Jeder Mensch hat Stärken. https://www.charakterstaerken.org
https://www.charakterstaerken.org/VIA_Interpretationshilfe.pdf
Literatur:
Seligman, Martin (2012): Flourish. Wie Menschen aufblühen. Die Positive Psychologie des gelingenden Lebens. München, Kösel.
Storch, Maja / Krause, Frank (2007): Selbstmanagement – ressourcenorientiert. Grundlagen und Trainingsmanual für die Arbeit mit dem Zürcher Ressourcen Modell (ZRM). Bern, Huber. 4., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage
Herriger, Norbert: Empowerment in der Sozialen Arbeit https://www.empowerment.de
Siehe auch:
psychologie.uzh.ch/dam/jcr:c2383c8c-1916-4e30-8a38-963ab4aab721/PosPsy_Einfuehrung.pdf
uni-trier.de/fileadmin/fb1/prof/PAD/BW2/Berend/Grundlagen_Positive_Psychologie_01.pdf
blurtschi-consulting.ch/wp-content/uploads/Was-ist-Positive-Psychologie_Stadtpuls-Dietikon.pdf