„Wer suchet, der findet.“
Henryk Cichowski – Acryl / Leinwand – Jeder Mensch ist wichtig (Identität)
Souveränes Leben
Um das Leben souverän zu meistern, müssen wir uns als Menschen auf die Suche begeben und ständig Probleme lösen (Alles Leben ist Problemlösen – Karl Popper). Und da jeder Mensch ein Individuum im Sinne einer biopsychosozialen Einheit ist (Friedrich Wessel – der souveräne Mensch), beziehen sich auch unsere menschlichen Bedürfnisse auf biologische, psychische und soziale Dimensionen.
Bedürfnisse
So suchen wir nach Nahrung, Unterkunft, Arbeit, Liebe, Freundschaft, sozialen Beziehungen, nach Selbsterfüllung, Glück, Sinn und mehr, um unsere Bedürfnisse zu befriedigen und ein möglichst souveränes Leben zu führen.
Souveräne Persönlichkeiten sind in der Lage, sich mit und in einer komplexen Umwelt zu behaupten und persönlich immer weiter zu entwickeln. wiki / Maslowsche_Bedürfnishierarchie
Selbstverwirklichung
Ganz oben in der Bedürfnishierarchie (nach Maslow) steht die Selbstverwirklichung und die Suche nach dem Lebenssinn.
Auf der Suche nach dem erfüllenden Lebenssinn stellen sich beispielsweise nach dem Ikigai-Modell (Ikigai stammt aus dem Japanischen und setzt sich zusammen aus iki = Leben und gai = Wert (lebenswert) vier zentrale Fragen:
- Was mache ich gern? Was ist meine Leidenschaft?
- Was kann ich gut? Was sind meine Stärken?
- Was verschafft mir Einkommen? Womit kann ich Geld verdienen?
- Was kann die Welt von mir brauchen? Womit leiste ich einen Beitrag?
In der Schnittmenge aller vier Antworten, also in dem, was ich sowohl liebe als auch am besten kann, was mir Einkommen bringt und gesellschaftlich gebraucht wird, liegt die Voraussetzung, Ikigai zu empfinden. Hier liegen Wollen – Können – Müssen – und Sollen im Einklang.
In nur teilweisen Schnittmengen fehlen bestimmte Zufriedenheitsfaktoren. Beispiele:
- Eine gut bezahlte, wertschöpfende Tätigkeit, die ich gut kann, aber eigentlich nicht mag, hinterlässt ein Gefühl der Leere (-A).
- Eine Beschäftigung, die ich liebe, beherrsche und Einkommen bringt, von der die Welt aber nichts hat, kann mir nutzlos vorkommen (- D).
- Wenn ich keine alternative Einkommensquelle habe, wird mir meine leidenschaftlich und perfekt ausgeübte, sozial wertvolle, aber unbezahlte Fertigkeit zur brotlosen Kunst. Stichwort Arbeitslosigkeit (- C).
- Ich mag eine Arbeit, die die Welt brauchen kann und bekomme sogar Geld dafür, bin von der Qualität meiner Fertigkeiten allerdings nicht überzeugt. Es bleibt ein Gefühl der Verunsicherung (-B).
Beziehungen (Ich < und > Ich, Ich < und > Du, Ich < und >Welt …)
Damit Menschen ihre Bedürfnisse befriedigen und ihre individuellen Lebensziele realisieren können, müssen sie zu sich selber, zu ihrem eigenen Organismus, zu anderen Menschen und zur Welt, in der sie leben, in Beziehung treten.
Der Mensch muss sich, um sich selbst zu erhalten und um zu überleben auf die Welt einlassen. Und das, ohne sie gänzlich zu verstehen.
Wobei die Welt das Gegebene ist, das sich als solches zwar erfahren lässt, aber dessen Zusammenhänge wahrscheinlich nie vollständig erfasst und verstanden werden können.
Kommunikation
Wir können nicht warten, bis wir die Welt verstanden haben, um dann erst zu handeln. Dann könnten wir nicht überleben. Man kann die Welt nicht erst in Angriff nehmen, wenn man sie verstanden hat, sondern die Voraussetzung ist anschlussfähige Kommunikation.
Also ist Kommunikation gar nicht primär auf Verstehen oder gar gegenseitigem Verstehen ausgerichtet (weil das in der Regel scheitert), sondern eher auf (einvernehmliche) Verständigung als Grundlage für das Handeln und weitere Kommunikation. Man einigt sich darauf bzw. versucht sich darauf zu einigen, Dinge und Situationen im Sinne einer gegenseitig geteilten Bedeutung zu betrachten und danach zu handeln.
Sich auf die Welt einzulassen bedeutet auch, Probleme lösen zu müssen
Wenn Menschen bestrebt sind ihre Lebensbedingungen zu verbessern, indem sie danach suchen ihre Grundbedürfnisse, ihre sozialen und individuellen Bedürfnisse sowie ihr Streben nach Selbstverwirklichung zu befriedigen, sind sie dauernd damit beschäftigt Probleme zu lösen.
Problemlösen heißt, nach einer besseren Welt zu suchen.
Der Lösungsversuch stellt sich aber oft als irrig heraus, er führt zu einer Verschlechterung.
Dann folgen weitere Lösungsversuche; Bewertungen; Werte; Versuch und Irrtum. „Das Problemlösen … vollzieht sich immer durch Probieren, durch Versuche und durch die Elimination von Irrtümern. Und das heißt, durch Wechselwirkung zwischen dem Menschen und seiner Welt, seiner Umgebung.“ (aus: Karl Popper – Auf der Suche nach einer besseren Welt).
Wissen und Nichtwissen
„Unter den Menschen ist derjenige der weiseste, der, wie Sokrates, erkennt, dass er in Wahrheit keine Weisheit besitzt. … Ich weiß, dass ich fast nichts weiß, und kaum das. … Je mehr wir über die Welt erfahren, je mehr wir unser Wissen vertiefen, desto bewusster, klarer und fester umrissen wird unser Wissen über das, was wir nicht wissen, unser Wissen über unsere Unwissenheit.
Die Hauptquelle unserer Unwissenheit liegt darin, dass unser Wissen nur begrenzt sein kann, während unsere Unwissenheit notwendigerweise grenzenlos ist.“ (K. Popper – ebenda).
Die Logik des Suchens
Natürlich wissen wir eine ganze Menge – von Dingen und Vorgängen, die von größter praktischer Bedeutung sind.
Unsere Unwissenheit ist allerdings grenzenlos und ernüchternd. Mit jedem Problem, das wir lösen, entdecken wir nicht nur neue und ungelöste Probleme (siehe Kernkraft und die Folgen), sondern wir entdecken auch, dass dort wo wir auf festem und sicherem Boden zu stehen glaubten, in Wahrheit alles unsicher und im Schwanken begriffen ist.
Auch stellen wir oft fest, dass Probleme niemals mit derselben Denkweise gelöst werden können, durch die sie entstanden sind. Hier gilt es, an der Veränderung der Denkweise zu arbeiten.
Unser Wissen sowie unsere Einsicht darüber, dass wir eigentlich nicht viel wissen, nehmen zu.
Jedes Problem entsteht durch die Entdeckung, dass etwas in unserem vermeintlichen Wissen (Vermutungswissen) nicht in Ordnung ist.
Die Methode der Wissenschaften besteht darin, Lösungsversuche für Probleme auszuprobieren. Wir „glauben“ mit unseren Lösungsannahmen, Probleme lösen zu können – „glauben, um zu wissen bzw. zu verstehen“. Diese Lösungen werden vorgeschlagen und kritisiert bzw. überprüft.
Alle Kritik an Lösungsversuchen besteht in Widerlegungsversuchen (Falsifikation). Wenn ein Lösungsversuch durch Kritik widerlegt wird, so versuchen wir es mit anderen Lösungsversuchen. Wenn der Lösungsversuch der Kritik standhält und sich bewährt (statt bewahrheitet), dann akzeptieren wir ihn vorläufig.
Die Methode der Wissenschaft ist die des Versuchs und Irrtums (trial und error). Man „glaubt“ also, dass das Problem auf diese oder jene Weise gelöst werden könnte. Jede normalwissenschaftliche Arbeit beginnt mit der Aufstellung von Hypothesen als Form des Dafürhaltens, also des Glaubens an Lösungs- bzw. Erklärungsannahmen.
Wissenschaftlich erfolgreich arbeitet derjenige, der solche Hypothesen widerlegt und damit die Unsicherheit des Wissens verringert.
Die Einheit von Glauben und Wissen wird vor allem in methodischen Vorgehensweisen sichtbar.
„Wissenschaft wird produktiv durch Kritik, Glaube durch Zweifel. Wer nicht zweifelt, kann auch nicht glauben, wer zu radikaler Kritik nicht fähig ist, kann nicht Wissenschaftler sein.“ (Bazon Brock – Homepage).
Die Spannung zwischen Wissen und Nichtwissen führt zum Problem und zu den Lösungsversuchen.
Unser Wissen besteht immer nur in vorläufigen und versuchsweisen Lösungsvorschlägen. Wir müssen uns mit Vermutungswissen begnügen. Immerhin etwas.
„Meine Religion besteht in meiner demütigen Bewunderung einer unbegrenzten geistigen Macht, die sich selbst in den kleinsten Dingen zeigt, die wir mit unserem gebrechlichen und schwachen Verstand erfassen können. Die tiefe, emotionelle Überzeugung von der Anwesenheit einer geistigen Intelligenz, die sich im unbegreiflichen Universum öffnet, bildet meine Vorstellung von Gott.
Je weiter die geistige Entwicklung des Menschen vorschreitet, in desto höherem Grade scheint es mir zuzutreffen, dass der Weg zu wahrer Religiosität nicht über Daseinsfurcht, Todesfurcht und blinden Glauben, sondern über das Streben nach vernünftiger Erkenntnis führt.“ (Zitate – Albert Einstein).
Wichtig dabei ist es, dass man nicht aufhört kritisch zu sein, zu fragen bzw. zu hinterfragen.
Selbstbefreiung und Freiheit durch das Wissen
„Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen.
„Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen, ist also der Wahlspruch der Aufklärung.“ (Immanuel Kant)
Die Idee der Aufklärung war die Idee der Selbstbefreiung durch Wissen.
Wage es, frei zu sein, und achte die Freiheit und die Verschiedenheit in anderen, denn die Menschenwürde liegt in der Freiheit, in der Autonomie. Denn nur durch Wissen bzw. das Wissen darüber was wir Nichtwissen können wir uns geistig befreien – von der Versklavung durch falsche Ideen, Vorurteile und Idole sagte Immanuel Kant.
Ratio (lateinisch für „Berechnung, Erwägung, Vernunft“) steht für:
- Vernunft: ein durch Denken bestimmtes geistiges Vermögen zur Erkenntnis
(geistiges Vermögen des Menschen, Einsichten zu gewinnen, Zusammenhänge zu erkennen, etwas zu überschauen, sich ein Urteil zu bilden und sich in seinem Handeln danach zu richten)
ursprünglich = Erfassung, Wahrnehmung
Rationalität beschreibt ein vernunftgeleitetes Denken und Handeln. Es ist an Zwecken / Beweggründen und Zielen ausgerichtet, die als vernünftig gelten.
Vernünftig heißt, die richtigen Dinge gut zu tun und sich im Denken und Handeln auf die Leitbilder (Orientierung / Grundsatz / Lebensregel) – Wahrheit Gutheit und Schönheit – zu verpflichten.
Sinnvolles Leben
„Der Sinn des Lebens ist nicht etwas Verborgenes, das wir im Leben finden oder entdecken können, sondern etwas, das wir selbst unserem Leben geben können. Wir können durch unser Tun und Lassen, durch unsere Arbeit und unser Wirken, durch unsere Einstellung zum Leben, zu anderen Menschen und zur Welt, unser Leben sinnvoll machen“. (K. Popper – Auf der Suche nach einer besseren Welt).
Trau dir das Große zu! Dafür bist du bestimmt.
„Ich danke dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke, und das erkennt meine Seele wohl“. (Psalm 139 – Altes Testament).
Und bleibe demütig dabei!
Obwohl Kant in der Selbstbefreiung durch das Wissen eine der wichtigsten und würdigsten Aufgaben seines eigenen Lebens sah, so war er doch weit davon entfernt, den Sinn des Lebens mit einer hauptsächlich intellektuellen Aufgabe zu identifizieren.
Das rein verstandesmäßige Wissen ist keineswegs das beste und höchste im Menschenleben. (Immanuel Kant). „Für die praktische Vernunft ist es „moralisch notwendig, das Dasein Gottes anzunehmen“, denn für Menschen ist das Wissen über die Welt begrenzt und das Unwissen über die Welt unbegrenzt.
Insofern ist der Mensch des Überlebens willen gefordert, fortlaufend alleine und zusammen mit anderen nach neuen Erkenntnissen bzw. Problemlösungen zu suchen.
Aber – Irren ist eben menschlich: alle menschliche Erkenntnis ist fehlbar und daher ungewiss. Von daher sind wir nach der Meinung von Sokrates als Menschen – ob unserer verstandesmäßigen Begrenztheit – dazu aufgefordert, intellektuell bescheiden zu bleiben. „Erkenne dich selbst“ bedeutet für ihn: „Sei dir bewusst, wie wenig du weißt!“
Wenn das Nichtwissen uns dominiert, können wir nie sicher sein, ob wir die richtigen Dinge tun und geschweige denn, auch das Richtige auch gut tun? Wir sind nicht frei davon, Fehler zu machen.
Die Differenz zwischen Wissen und Nichtwissen schafft Unsicherheit und Angst und verunsichert uns im Tun Handeln und Kommunizieren. Denn wir können uns oft nicht sicher sein, wie sich unser Prblemlösen auf uns und auf die anderen Menschen sowie in der Wechselwirkung zwischen den Menschen auswirkt. „Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht die Rechte anderer verletzt.“ Oftmals werden die Persönlichkeitsrechte anderer verletzt, weil sich einige zuviel herausnehmen.
Welche Möglichkeiten haben wir nun, um uns von diesen Ängsten und Unsicherheiten, die falschen Entscheidungen zu treffen und die falschen Problemlösungen zu wählen, zu befreien?
Zunächst sind wir selber als einzelne Individuen gefordert. Wir müssen uns weiterentwickeln, indem wir fragen und hinterfragen, klären und aufklären und insgesamt kritisch bleiben.
Wir müssen uns mit anderen Menschen zusammentun, die andere Dinge wissen und andere Dinge beherrschen, die wir selber nicht können.
Dennoch wird immer eine große Lücke zwischen dem Nichtwissen und dem Wissen bleiben.
Und weil es so ist, dass wir bei unseren Erkenntnissen über die Welt und Geschehnisse in der Welt auf deutliche Grenzen stoßen, benötigen wir einen Beistand im Denken, Fühlen, Handeln und Kommunizieren, der uns dabei hilft unsere weitergehenden Fragen über uns, unser Leben und Sterben, unsere Mitmenschen, unsere Welt und darüber hinaus zu beantworten.
Wie können wir den Horizont unseres menschlichen Verstandes bzw. unsere geistigen Möglichkeiten erweitern?
Wer sich auf die Suche begibt, findet Antworten. Wer nach tieferen Erkenntnissen bezüglich allem, was wahr, gut und schön mithilfe des „heiligen Geistes“ sucht, erweitert damit den Horizont des Verstandes.” Jesus- Johannes14,16
Wir sind nach der Aussage von Gott, sein Ebenbild und er ist unser Vorbild.
Und weil er unser aller „Vater“ ist, können wir auch mit ihm kommunizieren. „Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Frau. 1. Mose 1:26). Das sollten wir tun. Sprechen wir mit ihm!
Denn. Ein nur gedachter und erdachter Gott ist kein Gott. Er hat sich aber gezeigt. Er selbst. Und nun ist der Weg zu ihm offen. Die Neuheit der christlichen Verkündigung besteht in einem Faktum: Er hat sich gezeigt. In keiner anderen Religion, hat sich ein Gott den Menschen als Mensch gezeigt.
Der heilige Geist führt Menschen in eine größere Rationalität bzw. Vernunft.
Jeder Mensch muss suchen, um die Wahrheit zu ergründen. Sich der Wahrheit zu nähern ist eine unumgängliche Voraussetzung dafür, um Freiheit zu erlangen, denn in ihr entdecken wir die Grundlagen einer universellen Ethik, mit der sich alle auseinandersetzen können und die klare und präzise Formulierungen über das Leben und den Tod enthält, über Pflichten und Rechte, über unser familiäres Zusammensein und die Gesellschaft, letztlich über die unverletzliche Würde des Menschen.
Wer suchet, der findet. Ganz bestimmt.